Probleme des konventionellen Anbaus
Die Baumwolle ist eigentlich eine mehrjährige Pflanze und kann bis zu 15 Jahre alt werden. Um möglichst hohe Ernteerträge zu erzielen, wird sie meist einjährig kultiviert. Sie benötigt eine lange Wachstumszeit, sodass nach der Ernte wieder ausgesät werden muss. Dieser monokulturelle Anbau ohne Fruchtwechsel führt zum Verlust von Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität – gleichzeitig werden die Baumwollpflanzen abhängig von Pflanzenschutzmitteln.
Chemikalien und gentechnisch verändertes Saatgut
Etwa 25% der weltweit eingesetzten synthetischen Insektenschutzmittel werden für den Anbau von Baumwolle eingesetzt. Der zusätzliche Einsatz von Herbiziden und synthetischen Düngemitteln belasten den Boden, sind für die Arbeiter*innen gesundheitsschädlich und verunreinigen das Grundwasser. Diese Faktoren schwächen außerdem nachfolgende Saaten, sodass vermehrt Chemikalien eingesetzt werden müssen. Um die Pflanze resistenter und ertragreicher zu gestalten, wird der Großteil der konventionell angebauten Baumwolle aus gentechnisch verändertem Saatgut gezogen. Diese Modifikation erleichtert den Anbau, führt aber auch zu einer Resistenzentwicklung bei Schädlingen. Da gentechnisch veränderte Pflanzen unfruchtbar sind, können keine weiteren Samen gewonnen werden, sondern müssen jährlich neu gekauft werden.
Die Austrocknung des Aralsees
Eines der plakativsten Beispiele für die negativen Folgen des konventionellen Anbaus auf die Umwelt ist derAralsee in Zentralasien. Noch bis Anfang der 1960er Jahre zählte er zusammen mit seinen Zuflüssen zum viertgrößten Binnensee. Durch wiederkehrende Schwankungen der Wassermengen und eine unregelmäßige Niederschlagsverteilung herrscht hier eigentlich ein wüstenartiges Klima. Es gedeihen hier eigentlich nur Pflanzen, die sich an lange Dürreperioden angepasst haben.Die hier lebende Bevölkerung baute trotzdem schon seit Jahrhunderten landwirtschaftliche Produkte an, die während ihrer Wachstumsperiode viel Wasser brauchen. Später forcierte die damalige Sowjetregierung den Anbau von Baumwolle, sodass riesige Anbauflächen von Baumwolle angelegt wurden. Für die künstliche Bewässerung wurden große Wassermengen aus den Zuflüssen entnommen, sodass der Wasserspiegel kontinuierlich sank. Dies führte zu einer Verlandung und erhöhte gleichzeitig den Salzgehalt im See. Heute sind nur noch 10% des ursprünglichen Wasservolumens vorhanden.
Soziale Folgen des konventionellen Anbaus
Zu den schädlichen Folgen für die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung in den Anbaugebieten, hohen Ausgaben für das jährliche Saatgut und mangelhafter Aufklärung zu Gesundheitsrisiken und fehlender Schutzkleidung kommen auch schlechte Bedingungen in sozialer Hinsicht hinzu. Der Großteil der Baumwolle (99%) wird in Ländern mit niedrigen Menschenrechtsstandards und geringer Technologisierung in der Landwirtschaft produziert. Arbeiter*innen, darunter auch Kinder, müssen unter schlechten und unsicheren Arbeitsbedingungen für unzureichende Löhne arbeiten, zum anderen sind sie dem Risiko von Ernteausfällen sowie Schwankungen des Weltmarktpreises für Baumwolle ausgesetzt.
Der Anbau von Bio-Baumwolle - ein Lösungsversuch
Im Vergleich zum konventionellen Anbau wird Bio-Baumwolle in Mischkulturen und im Rahmen der Fruchtfolge angebaut, damit die Böden nicht auslaugen. Diese Kombination beugt Schädlingen vor, zur Bekämpfung werden nur natürliche Mittel wie Pflanzenfallen und Nutzinsekten eingesetzt. Unkraut wird im Bio-Anbau händisch beseitigt, tritt aber in der Regel durch die Mischkultur viel seltener auf. Anstelle von künstlichen Düngemitteln werden natürliche Dünger verwendet, die den Humusanteil im Boden erhöhen. Chemische Mittel dürfen nicht verwendet werden, sodass der Rohstoff frei von Schadstoffen ist.
Regenerative Praktiken
Die im ökologischen Landbau angewandten Anbaumethoden, Kompostierung, reduzierte Bodenbearbeitung und die Wiederverwertung von Ernterückständen, erhöhen die Menge der organischen Substanz im Boden. Dies verbessert die Bodenstruktur, verringert die Bodenerosion und macht die Nähstoffe leichter für die Pflanzen verfügbar. Diese regenerativen Praktiken bauen auf Wissen auf, das von der lokalen Bevölkerung über Jahrhunderte hinweg entwickelt haben.
Sparsame Bewässerung
In geförderten Bio-Anbauprojekten lernen Farmer, wie sie ihre Felder effizient bewässern können. Durch den Einsatz von Tröpfchen- oder Furchenbewässerung kann eine Wasserersparnis von ungefähr 40% erreicht werden. Die natürlichen Fruchtbarkeitsquellen und die biologische Vielfalt sorgen für eine Verbesserung der Wasserinfiltration. Dadurch wird das Risiko der Grundwasserverschmutzung verringert und es kann mehr Wasser gespeichert werden als ein konventionell bewirtschaftetes Feld, das über die Jahre erodiert. Zudem erfolgt die Bewässerung der Bio-Baumwollfelder zu 80% ganz natürlich durch Regen. Durch den ökologischen Anbau kommen Arbeiter*innen nicht in Kontakt mit chemischen Düngemitteln oder Pestiziden. Die Fruchtfolge bietet ihnen auch die Möglichkeit, andere Pflanzen anzubauen – für den Eigenbedarf oder zum Verkauf. Auf diese Weise sind sie unabhängiger von Verkauf der Baumwolle sind, deren Ertrag durch mögliche Ernteausfälle oder Preisschwankungen variieren kann.
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