Schlaf ist ein bestimmendes Thema im Leben deines Babys. So wie sich dein Baby weiterentwickelt, verändert sich auch sein Schlaf!
In diesem Beitrag stellen wir Fragen rund um das Thema Babyschlaf an Daniela Scholer. Daniela ist Dipl. Kinder-Krankenschwester (EFNB®, IBCLC) und Mutter. Sie bietet als bedürfnisorientierte Schlaf- und Stillberaterin Lösungsvorschläge für ein entspannteres Familienleben an und ist Regionalbetreuerin (Tirol) des Vereins für ganzheitlichen Kinderschlaf in Österreich.
„Bei den Kindern besteht das Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit. Bei den Erwachsenen hingegen gelegentlich das Bedürfnis nach Schlaf und einer Pause.“
Du bietest als Schlafberaterin Lösungsvorschläge für ein entspannteres Familienleben an. Was kann man sich darunter vorstellen? Was bedeutet das für die Eltern und Kinder?
Zuerst erstelle ich eine Anamnese und mache mir ein Bild von der aktuellen Familiensituation. Dabei schaue ich mir auch die Bedürfnisse aller Familienmitglieder an. Wie hoch ist die Belastung derzeit in der Familie? Welche Veränderungswünsche gibt es? Im nächsten Schritt kläre ich die Eltern über die kindliche Schlafentwicklung und generell die kindliche Entwicklung auf. Ich bespreche mit den Eltern die individuellen Bedürfnisse der Kinder. Danach gebe ich den Familien Lösungsvorschläge, die helfen können. Essenziell dabei ist, dass die Eltern-Kind-Beziehung gestärkt werden soll, und niemals geschwächt.
Für die Eltern bedeutet dies konkret:
- Wir vom VGKS (Verein für ganzheitlichen Kinderschlaf) erteilen keine strikten Ratschläge, sondern geben Informationen weiter als Grundlage für eigene Entscheidungen. Dabei zeigen wir immer mehrere mögliche Wege auf.
- Praktische und emotionale Unterstützung sind Teil unserer Arbeit, ebenso wie eine längerfristige Betreuung in Form von persönlichem Kontakt und in Form von Eltern-Kind-Gruppen.
- Unsere Informationen beruhen auf wissenschaftlichen Studien und Ergebnissen aus der Forschung. Was wir darbieten, können wir auch wissenschaftlich belegen (Ausnahme: „aus meiner eigenen Erfahrung...“).
- Wir geben unsere persönlichen Erfahrungen und unser Wissen weiter, welches wir in der Ausbildung zur diplomierten Schlafberaterin erworben haben.
- Übersteigt eine Beratung unsere Kompetenzen, so holen wir uns Rat innerhalb des Vereins und/oder verweisen an eine andere Fachperson weiter.
Welche Schwierigkeiten erleben Eltern häufig, wenn es um Babyschlaf geht?
Zu den Schwierigkeiten gehören Verunsicherungen aus dem persönlichen Umfeld, also aus Bekannten- und Freundeskreis sowie der Familie. Das Vergleichen ist ebenfalls ein Problem – „andere Kinder schlafen immer besser“. Dann gibt es noch weit verbreitete Mythen zum Thema Schlaf. Mythen, die sehr verunsichern und sich hartnäckig halten. Überforderung, weil ihnen das „Dorf“ fehlt (Sprichwort: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen). Ebenso spielen unrealistische oder falsche Erwartungen eine Rolle.
Ein anderes Dilemma ist der Bedürfniskonflikt in der Familie. Bei den Kindern besteht das Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit. Bei den Erwachsenen hingegen gelegentlich das Bedürfnis nach Schlaf und einer Pause.
Was ist eine „bedürfnisorientierte“ Schlafberatung?
„Bedürfnisorientiert“ bedeutet, dass wir vom VGKS die Gefühle des Kindes sehr ernst nehmen. Sprich, ein Kind soll niemals allein gelassen oder weinen gelassen werden.
In Bezug auf bedürfnisorientierte Schlafberatung gilt ebenfalls:
- Das Bedürfnis des Kindes, mit seiner ersten Bindungsperson (meist Mutter) zusammen zu sein, ist genauso stark ausgeprägt wie sein Bedürfnis nach Nahrung oder Schlaf.
- Schlaf und Beziehung können nicht voneinander getrennt wahrgenommen werden, denn sie beeinflussen sich gegenseitig.
- Mutter/Vater und Kind sollen von Anfang an viel zusammen sein, so entsteht eine innige Beziehung, welche positiv ist für das Schlafverhalten des Kindes.
- Die Vater-Kind-Beziehung ist äußerst wichtig für die Familie und lässt sich durch nichts ersetzen.
Uns ist ein Eingehen auf Gefühle ganz wichtig, das beinhaltet, dass ein Kind niemals alleine gelassen, weinen gelassen wird oder die Gefühle nicht ernst genommen werden. Die Themen Familie, Schlaf, Bindung und Bedürfnisorientierung liegen uns sehr am Herzen. Wir lehnen Schlaftrainings ab, weil wir denken, dass sich diese negativ auf die kindliche Entwicklung auswirken. Dazu zählt auch das Abgewöhnen (Abtrainieren) von kindlichen Bedürfnissen.